Pionierarbeit: Kunststoffbahn im Stadion aus Kunststoffabfall

Pionierarbeit trägt Früchte oder:

Kunststoffbahn in Meckenheim aus Kunststoffabfall aus dem Bonner Nordpark-Stadion

Im Jahre 1981 fanden die findigen und eifrigen Leichtathleten in Meckenheim eine geradezu geniale Lösung für die fehlende Kunststoffbahn im neuen Meckenheimer Stadion. So war es jedenfalls einem Zeitungsbericht der örtlichen Presse zu entnehmen. Denn beim Bau des Stadions im Jahre 1978 hatte man sich zwar für einen Rasenplatz, jedoch nur für eine Aschenrundbahn entschieden. Als im Sommer 1981 im Bonner Sportpark Nord die Kunststoffbahn aus Tartan erneuert werden musste, schafften die Meckenheimer nach einem Tipp ihrer Bonner Leichtathletikfreunde mithilfe städtischer Lastwagen des Meckenheimer Bauhofs und Zustimmung der Meckenheimer Verwaltung ca. 2.000 qm Tartanbelag kostenlos von Bonn nach Meckenheim in ihr Stadion. Der Tartanbelag war in Bonn von einer Fachfirma mit schwerem technischen Gerät vom Untergrund wie eine Haut abgezogen und in 8-10 m lange Läufern geschnitten und aufgerollt worden, um entsorgt (geschrottet) zu werden. Die Meckenheimer Leichtathleten wollten sich dagegen aus den alten Läufern auf der Aschenrundbahn eine Kunststoffbahn anlegen und damit die oft regenweiche, staubige Aschenbahn ersetzen.

In monatelanger mühsamer Arbeit rollten die vielen Jugendlichen und einige erwachsene Helfer die Tartanläufer auf der Aschenbahn mit vier Zielgeraden und zwei Rundbahnen aus, flickten und klebten die Übergänge der Matten, festigten sie zusätzlich mit langen Nägeln im Boden. Zudem zogen sie mit Farbe weiße Linien und brachten Markierungen auf den Bahnen an. So konnten die Sportler/innen auf ihrer “Kunstststoffbahn“ trainieren. Sogar Wettkämpfe konnten durchgeführt werden, und es gab viele schnellere Zeiten beim Wettkampf als vorher.

Mit Schmunzeln nahmen die Leichtathletikfreunde zur Kenntnis, dass im Rat der Stadt Bonn, als die Aktion bekannt wurde, Bedenken aufkamen, ob die teure Erneuerung des Stadionbelages in Bonn (knapp eine Million DM) wirklich nötig war. Und in Meckenheim wurde durch Ratsmitglieder bei der Verwaltung angefragt, “ob wegen erkennbarer Mängel an dem Kunststoffbelag nicht die verantwortliche Firma in Regress genommen werden könnte“.

Die „Bonner“ Tartanläufer blieben viele Jahr als Meckenheimer Pioniertat und Ersatz für eine Kunststoffbahn in Gebrauch, zumal die Leichtathleten und Leichtathletinen immer wieder liebevoll Ausbesserungen an den Tartanläufern vornahmen. Die Sportler/innen glauben bis heute, dass ihr Einsatz nicht nur bessere Laufergebnisse und Erfolge brachte ,sondern auch zur Anerkennung als Leistungsstützpunkt führte. So wurden die Sportanlagen im Schul-und Sportzentrum auch um die Nebenanlagen mit einer 120 m Sprintbahn und Sprunganlagen (Kunststoff) im Jahre 1985 erweitert. Die „Meckenheimer Notlösung“ im Stadion fand aber erst mit der Sanierung der Rundbahn im Stadion als Kunststoffbahn im Jahre 1993 ihr Ende. Bis dahin brachte sie den Sportler(inne)n noch viele gute Ergebnisse und Erfolge – auch einen hohen Kostenzuschuss durch das Land für die Sanierung der Rundbahn im Stadion (Kunststoff).

Ergänzend anbei noch ein Auszug aus dem Dankesschreiben des Vereins an die Stadt Meckenheim nach erfolgter Verlegung der ausgedienten Kunststoffbahnen aus dem Bonner Sportpark Nord im Meckenheimer Stadion:

 

 

Bild: Pionierarbeit: Kunststoffbahn im Stadion aus Kunststoffabfall